Nokia Lumia 830 ausprobiert
Fest entschlossen mir ein Lumia 930 zuzulegen, griff ich kurzerhand zum kleineren 830. Doch was taugt das Mittelklasse-Gerät mit Flaggschiff-Anspruch?
Microsoft bewirbt das Lumia 830 als Flaggschiff für die schmale Mark. Möglich macht das ein edel wirkendes Gehäuse aus Aluminium und Kunststoff, kombiniert mit Mittelklasse-Hardware und einer Kamera mit optischer Bildstabilisierung (OIS).
Das Gehäuse zeigte bei mir gleich seine Wirkung. Das 5"-Handy liegt satt und geschmeidig in der Hand, nicht zu schwer, wertige Oberflächen, ordentliche Tasten. Die raue Oberfläche fühlt sich gut an, und sorgt gleichermaßen dafür, dass das Lumia nicht aus versehen aus der Hand rutscht. Der helle Alu-Rahmen, der auf zwei Seiten komplett plan ist, bildet einen schönen Kontrast zum schwarzen und an den Seiten abgerundeten Display.
Der gesamte Aufbau wirkt sehr flach, auch wenn er es mit 8.5mm eigentlich nicht ist. Ein Grund gegen das 930 und für das 830 war das kompaktere, und vor allem leichtere, Gehäuse.
Die Glasoberfläche bieten einen sehr geringen Widerstand, so dass die Touch-Bedienung sehr flüssig von der Hand geht und Schmutz sich kaum sammeln kann.
Am Anfang fand ich den niedrigen Schwarzwert des IPS-Displays erschreckend schlecht, bis ich feststellte, dass sich dieser über eine Einstellung anpassen lässt. Farbwiedergabe und Blickwinkelstabilität sind angenehm.
Im Gegensatz zum 930 löst der Bildschirm nur mit 1280 x 720 Pixeln auf, was sogar niedriger ist als beim alten 920. In der Praxis ist das jedoch mehr als ausreichend für die Windows-Phone-Oberfläche, lediglich sehr kleine Schriften können pixelig wirken. Bilder werden klar und scharf gezeichnet.
Durch den großen Bildschirm können mehr Inhalte dargestellt werden als auf dem 1020, was sich als sehr angenehm erweist. Die Einhandbedienung klappt auf der anderen Seite dafür nicht immer.
Bei dem Lumia 1020 habe ich mich sehr an die enorme Auflösung des Kamerasensors mit 41 MP gewöhnt. Nach dem Fotografien war es problemlos möglich den Bildausschnitt neu zu wählen, und quasi nachträglich zu zoomen – ohne, dass die Bildqualiät sonderlich darunter gelitten hat.
Mit den zehn Megapixeln des 830 muss ich wieder damit leben, dass dies nicht möglich ist. Dafür bildet der OIS-Sensor nach ersten Tests tagsüber scharf ab (ab ISO 64!), in der Nacht kann man weiterhin bis zu 4 Sekunden belichten. Alles weitere muss Lightroom richten, RAW-Bilder kann die Kamera nämlich ausgeben. Das Fehlen des Xenon-Blitzes fällt mir nicht weiter auf, da ich diesen sowieso nur selten sinnvoll einsetzen konnte.
Ein riesen Vorteil gegenüber dem 1020: Die Kamera startet sehr schnell, vorbei das lange Warten bis man ein Foto aufnehmen konnte.
Während aktuelle Flaggschiff-Handys mit Snapdragon 8xx und mindestens 2 GB RAM an den Start gehen, wurde im 830 gespart: Ein Snapdragon 400 (Quadcore) und 1 GB müssen reichen – die Bedinung geht dennoch jederzeit schnell und flüssig von der Hand. Ein spührbarer Vorteil gegenüber dem alten Snapdragon S4 aus dem Lumia 1020 (925, 920,...). Mehr Leistung ist natürlich wünschenswert, allerdings reicht das Gebotene weit mehr als aus, und zudem erwärmt sich das Lumia kaum unter Vollast. Wie Windows 10 darauf laufen wird, wird sich demnächst zeigen. Ich bin jedoch guter Dinge.
Auf der Habenseite kann das kleine 830 wechselbare Cover mit QI-Ladefunktion, eine SD-Kartenslot für bis zu 128 GB große Karten und den austauschbaren Akku für sich verbuchen. Etwas, was bei aktuellen Flaggschiffen keine Üblichkeit ist.
Wie gut der Akku ist, wird sich noch zeigen müssen. Zwei Tage bei moderater Nutzung sollten drin sein. Wenn man wie ich aber ständig LTE, GPS, WLAN und Bluetooth und mehrere Push-Accounts laufen hat, dann kommt man immer noch sehr komfortabel durch den Tag ohne sich Sorgen machen zu müssen.
Hauptkritikpunkt für mich: Warum muss die Kopfhörerbuchse aus dem Gehäuse rausstehen? Zumal die Audioqualität zwar ok ist, man aber ein leises Rauschen im Hintergrund hören kann, wenn keine oder nur extrem leise Musik abgespielt wird (ausprobiert mit "Nokia Purity Stereo Headset by Monster").
Die Miracast-Funktion habe ich nur kurz ausprobiert, da die Nutzung auf meinem Toshiba-TV zu umständlich ist. Ebenfalls eingebaut im Lumia 830 ist SensorCore, die Werte des Schrittzähler passen erstaunlich gut zu denen meiner Pebble mit "UP by Jawbone"-App.
Fazit
Nach erst einer Woche der Nutzung bin ich bisher sehr zufrieden und angenehm überrascht. Das Lumia 830 bietet zwar keine herausragenden technischen Werte, leistet sich aber auch keine Schwächen – ein waschechtes Durchschnitts-Nokia also. Funktionen wie Glance Screen und das kabellose Laden machen das Leben angenehmer.
Ich halte also fest: Das 830 sieht schickt aus, liegt gut in der Hand, arbeitet zügig und hält dabei lange durch. Es verfügt über eine Kamera, die kreativen Freiraum bietet – wenngleich sie auch keine 41MP-Wunder bewirken kann. Und das alles zu einem fairen Preis.
Mehr Smartphone braucht man nicht.